19. September 2025

Vielfalt im Schatten

Unser Praxisprojekt im Gemeinschaftsgarten beim Lutherhaus Lübeck

Praktisch die Artenvielfalt gemeinsam unterstützen. Unser Praxisprojekt im Gemeinschaftsgarten des Lutherhauses Lübeck macht es vor! Im Rahmen des Projektes „Vielfalt wächst – Klimabewusstsein erden“ hat die Gartengruppe der Gemeinde sich mit Biologin Silke Wiegand und Gesa Holländer, der Koordinatorin von "Luther leuchtet", mehrmals getroffen und gemeinsam die Anlage eines Schattenbeetes geplant und umgesetzt. 

Schattensaum als Lebensraum der Vielfalt

In Kirchgärten, auf dem Friedhof oder im eigenen Garten finden sich durch alte Baumbestände wertvolle Lebensräume im Schatten für viele einheimische Pflanzen und Tiere. Durch ein gezielte Umgestaltung kann auch hier eine blühende Fläche enstehen, welche vielen Arten Nahrung und Lebensraum bietet. Auch eine Brennesselecke darf für die Artenvielfalt dabei sein. 

Wie gelingt ein Schattenbeet, was ist zu beachten?

Die beste Pflanzzeit ist der Herbst. In den folgenden 15 Arbeitsschritten sind wir im Praxisprojekt mit der Anlage eines Schattensaumes mit Initialpflanzung sowie Frühblühern vorgegangen:

  1. Bodenprobe an mind. 3 verschiedenen Stellen des Gartens nehmen und auf Beschaffenheit prüfen (einfache Krümelprobe). Ergebnis bei uns: sandig-lehmig, insofern kein Einarbeiten von Sand oder Kompost in die Pflanzfläche nötig.
  2. Den Bewuchs mit dem Spaten oberflächig entfernen (sowie alle Unkräuter und alte Wurzeln!) und den Boden mit der Harke bzw. Grabgabel ordentlich aufhacken (einige Tage vor).
  3. Für die Anlage und Bepflanzung gut 3-5 Stunden Arbeitszeit einplanen.
  4. Eine Fläche von etwa 2,5 x 6 m (nochmal genau eingezäunte Fläche nachmessen!) etwa 20-30 cm tief ausschachten und mit einer Gartenfräse umfräsen (auf evtl. Kabel achten!)
  5. Anschließend Fläche wieder zuschütten und durch leichtes gleichmäßiges „-in-kleinen Trippelschritten-darauf-laufen“ Fläche wieder anplatten.
  6. Die Pflanzen dann auf dem Beet ausstellen und überprüfen, ob alles passt (in unserem Fall auf dem Tisch: Die Pflanzen am besten in größeren Gruppen anordnen. Dabei die hochwüchsigen Arten (Gerüststauden) eher in die Mitte oder in den Hintergrund in größerem Abstand zueinander setzen, die mittelhohen Arten (Begleitstauden) davor und die niedrigwüchsigen Arten (Bodendecker) eher an den Rand setzen.
  7. Die Pflanzballen müssen feucht sein. Sind sie es nicht, vorher in Wasser tauchen (sie waren aber trotz Transport noch gut feucht).
  8. Pflanzen aus den Töpfen nehmen und den Wurzelballen etwas aufreißen. Pflanzen mit einer Pflanzschaufel oder Spaten einpflanzen: Mit der Pflanzschaufel ein genügend großes und tiefes Loch ausheben, die Pflanze einsetzen, Erde bis zum Rand anfüllen und fest andrücken.
  9. Schattsaum-Mischung in einem Eimer mit etwas Sand mischen, damit er sich besser verteilt (Ansaatstärke 3g / qm) und gleichmäßig zwischen den Pflanzen breitwürfig auf der gesamten Fläche ausstreuen (weiteres Saatgut des Schattsaums auf der Fläche beim Leuchturm -in gleicher Weise verteilen).
  10. Zwiebelpflanzen und Rhizomstücke in einem Eimer mischen, mehrmals eine Handvoll nehmen und dort einpflanzen, wo sie hingefallen sind (3-mal so tief wie die Zwiebel hoch ist). So erhält man eine natürlich wirkende Verteilung der Zwiebeln im Beet.
  11. Alle Pflanzen gut wässern bzw. mit leichtem Sprühstrahl Fläche gut feucht halten (anfangs etwa alle 2-3 Tage – je nach Witterung)
  12. Mit deutlicher Abgrenzung (Flatterband gegen Vögel) Fläche kennzeichnen – darf bis zum Frühjahr nicht betreten werden!
  13. Fläche rundherum von Erde befreien und sichtbare Rasenkante wiederherstellen!
  14. PFLEGE: bepflanzte Fläche frühstens Ende Mai mähen; später möglichst abschnittsweise (partiell) – aber nur in mehrjährigem Abstand im späten Herbst oder zeitigem Frühjahr als Reinigungsschnitt erforderlich. Bei zu häufiger Mahd kann der Saum wieder verschwinden. Verwelkte Blätter stehen lassen.
  15. GEDULD: Pflanzen in schattigen Bereichen brauchen teilw. 3-4 Jahre bis zur Blühreife!

Text: Silke Wiegand, Biologin und tätig in der Umweltbildung

Quellen und weitere Informationen:

  • Das Projektteam von "Vielfalt wächst" unterstützt gerne bei der Planung und mit einem "Vielfalt wächst"-Schild.
  • Der PDF-Flyer "Vielfalt im Schatten" (erscheint im November) und unterstüzt bei der Umsetzung und der Wahl der Pflanzen
  • Der Gemeinschaftsgarten am Lutherhaus in Lübeck ist tagsüber geöffnet.

Das Praxisprojekt wurde gefördert von der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland, BINGO! der Umweltlotterie und der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung.