Praktisch die Artenvielfalt im Kleinen unterstützen. Unser Praxisprojekt auf dem Friedhof St. Lorenz in Lübeck macht es vor! Im Rahmen des Projektes „Vielfalt wächst – Klimabewusstsein erden“ hat die Gärtnermeisterin und Friedhofsleitung Martina Malzkorn gemeinsam mit allen Teilnehmenden unseres Workshops ein Sandarium für Wildbienen auf dem Friedhof St. Lorenz angelegt.
Darum Wildbienen unterstützen
Wildbienen sind wichtig für den Erhalt der Vielfalt unserer Natur und auch unserer Ernährung. Sie beteiligen sich an der Bestäubung wichtiger Kulturpflanzen wie Äpfeln, Birnen und Beeren. Ihr Bestand ist jedoch akut gefährdet. Neben Pestizideinsatz in der Landwirtschaft, der Vernichtung natürlicher Lebensräume und Futtermangel machen auch fehlende Nistplätze ihnen zu schaffen. Sterben sie aus, kippt unsere Nahrungskette. Eine wichtige Rolle spielen die erdnistenden Wildbienen: von den etwa 460 Wildbienenarten, nisten 340 Arten im Boden. Sie machen also dreiviertel aller Wildbienenarten aus und benötigen als Lebensraum offene Bodenstellen an besonnter Lage, welche immer rarer werden. Durch das Anlegen von artegerechten Lebensräumen mit Brut- und Nahrungsangeboten, wie etwa einem Sandarium mit anliegenden Blühpflanzen, werden Schutzräume geschaffen. Gleichzeitig ist es sinnvoll beim Lebensmitteleinkauf auf Produkte zu achten, bei denen die Artenvielfalt im Anbau in den Blick genommen wurde.
Friedhöfe als Rückzugsorte
Friedhöfe spielen im Artenschutz eine wichtige Rolle. Für viele einheimische Pflanzen und Tiere sind Friedhöfe mit ihren alten Baumbeständen und Grünflächen zum wichtigen Rückzugsort und wertvollen Lebensraum in der Stadt und auf dem Land geworden. Friedhöfe leisten einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt! Mit einem Sandarium kann auf Friedhöfen bewusst ein abgegrenzter Freiraum für Wildbienen erschaffen werden. Über den Sinn des sandigen Lebensraumes zu informieren ist wichtig, damit es nicht durch Unwissenheit zerstört wird. Auf dem Friedhof St.Lorenz zeigt ein Schild mit der Aufschrift "Sandarium" des Projektes "Vielfalt wächst", dass dieser Sand- und Holzhaufen gewollt ist. Besuchen sie den Ort gerne selbst, neben dem vom Projekt unterstützten Sandarium gibt es Totholzhaufen, Staudenbeete, einen Brunnen mit Ausstiegshilfe für Tiere und vieles mehr zu entdecken. Ein Sandarium kann jedoch an vielen sonnigen Plätzen entstehen: dem Schulgarten, dem Gemeindegarten, auf dem Kirchplatz, Freiflächen der Gemeinde oder auch im eigenen Garten.
Wie gelingt ein Sandarium, was ist zu beachten?
- Einen vollsonnigen Platz suchen und eine etwa 50 cm tiefe Mulde ausheben. Mindestens sollte das Sandarium eine Größe von 40*40 cm haben, gerne natürlich größer.
- Ungewaschenen, groben Sand mit unterschiedlicher Körnung in die Mulde füllen. Für den Wasserablauf einen Hügel oder Schräge anhäufen und festklopfen, um zu verdichten.
- Drumherum Totholz aufbringen, die Wildbienen nagen Holz ab, um Niströhren zu verschließen. Gleichzeitig ist es Schutz gegen Verunkrautung. Auf dem Sandarium Brombeerranken oder Rosenschnitt verteilen, damit das Sandarium ein Lebensraum für Wildbienen und kein Katzenklo wird.
- Das Sandarium bei Bedarf mit Bienen-Futterpflanzen am Fuße oder die nähere Umgebung bepflanzen, beispielsweise mit mediterranen Kräutern wie Rosmarin, Zitronenthymian, Oregano, Salbei, Lavendel, aber auch ungefüllten Glockenblumenarten, Feder-, Pfingst- oder Kartäusernelken, Johanniskraut oder die Moschusmalve.
Quellen und weitere Informationen:
- Keine Angst vor den Sand- und Erdbienen: ihr Stachel durchdringt die menschliche Haut nicht.
- Das Projektteam von "Vielfalt wächst" unterstützt gerne bei der Umsetzung oder mit einem Schild für ein Sandarium.
- Im Artikel "Bienenhotel? Nein, Kinderstuben!" unserer Multiplikatorin Eike Loewke finden sich weitere Anregungen, um geeignete Nisthilfen zu bauen.
- Der BUND hat eine ausführliche Anleitung zum Bau eines Sandariums veröffentlicht.
- Der Friedhof St. Lorenz ist tagsüber geöffnet, zu erreichen über den Hinterausgang des Lübecker Hauptbahnhofes.
Das Praxisprojekt wurde gefördert von der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland, BINGO! der Umweltlotterie und der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung.