09. Oktober 2023

Bienenhotel? Nein, Kinderstuben!

Wildbienen Nisthilfen – Wie gelingt es? Um Wildbienen eine gute Brutstube zu ermöglichen, dürfen wir bereits beim Platz und bei der Umgebung mit aufmerksamem Auge starten.

Fotos: Gisela Best

Bienen ob Wild- oder Honiglieferantin mögen es WARM und TROCKEN. Das A und das O?

Wenn ihr einen Ort gefunden habt, welcher A erfüllt, sucht die Umgebung ab nach Futter für die Bienen.
Von den über 560 Apidea Arten (Bienen und die Grabwespen) ernähren sich viele von Ihnen von verschiedenen Nektarlieferanten. Diese können Frühlingsblüher wie der Krokus, Bäume wie die Linde im Sommer bis hin zu dem Efeu Ende Sommer sein und bis in den Herbst blühende Astern. Denn bis in den Herbst sind Wildbienen unterwegs. Was sie benötigen, ist ein reichhaltiges und vor allen umfangreiches Blühangebot vom Frühling bis in den Herbst. Sollten keine passende Pflanzen vorhanden sein ist es wichtig die geeigneten Futterpflanzen aus zu sähen und einzupflanzen.

Eine Biene besucht bis zu 8000 Blüten pro Tag!

Aber keine Sorge nur ungefähr 30 % der Wildbienen sind Spezialisten bei der Futtersuche. Die Wildbienen haben nur aktive Zeiten von min. 4 bis max. 8 Wochen. Doch warum sehen wie sie dennoch vom Frühjahr bis in den Herbst?

Ganz einfach: Zuerst schlüpfen die Männchen und dann die Weibchen. Manche Arten haben auch zwei Generationen im Jahr, daher können wir die Wilden das gesamte Jahr über erleben. Sie sind mit der Futter-, Partnersuche und Brutpflege - zu mindestens ¾ von ihnen - beschäftigt. Bis auf Hummeln und einige Arten der Furchenbiene leben sie jedoch Solitär. Das bedeutet das die Tiere einzeln leben und die Weibchen die Brutkammer suchen, einrichten, füllen und verschließen. In einem Brutgang (BILD) befinden sich min. 4 bis 10 Brutkammern. Sorgfältig ausgesucht und liebevoll vorbereitet. Er wird immer einen Kammer nach der anderen gebaut. Bevor diese Kammer verschlossen wird, legt die Wildbiene ihr Ei hinein.

Die richtige Nisthilfe

Damit unsere Wildbienen die richtige Nisthilfe erhält ist es wichtig, dass wir uns überlegen welche Bienenart wir unterstützen möchten. Es gibt sogenannte Bodenbrüter, welche gut 70 % der Wildbienenarten ausmachen. Ca. 20 % sind Hohlraum – Nister- und die Marktstängel Bewohner sind deutlich weniger. Steilhang und Totholz - Bewohner bilden den Schluss. Am einfachsten sind die Nistmöglichkeiten für die Totholz Nutzer. Einfach min. 15 ca. dickes, unbehandeltes Holz – gerne Obsthölzer an einen sonnigen, trocknenden Platz aufschichten. Fertig!

Steilwand Bewohner sind da schon gewichtiger und deutlich komplexer beim Material – mit Löß oder sandigen Lehm werden stabilen Blumenkästen gefüllt. Achtung Sand mit Lehm mischen ist selten zielführend. Nun bohrt man 5-8 mm Gänge. Möglichst lange Bohrer verwenden, die Gänge für die Bienen dürfen über 10 cm Länge aufweisen. Wenn die Hohlsteine oder Sedimentgestein geschichtet werden, kann dieses auch ein Ersatz bieten. Hierbei ist es dennoch lohnend in die Löcher feuchtem Löß zu drücken. Die Bienen benötigen die Möglichkeit ihre Gänge noch etwas auszugraben! Nun wird das ganze Witterungsgeschütz mit der Öffnung südlich ausgerichtet aufgestellt.

Hohlraum- und Marktstängel Brüter sind leichter zu bedienen. Hartholz oder abgestorbene Bäume teilweise stehen lassen. In die Längsseite können Bohrlöchern von mindestens 10 cm, mit 4 – 8 cm Durchmesser gebohrt werden. Hierbei sind am besten Metallbohrer geeignet da diese sauberen Löcher bohren. Die Eingänge immer mit etwas Schmirgelpapier glattschleifen und bei unsauberen Löchern nochmals nachschleifen. Die Gänge benötigen immer ein geschlossenes Ende – also nicht durchbohren!

Das gleiche gilt auch bei Hohlstängeln wie Bambus und Schilf, diese lassen sich nur schwer im trocknenden Zustand teilen und splittern schnell. Bambus immer am Ende des Knotens schneiden. Die Arbeit, um diese dann sauber zu bekommen, um die Flügel der Bienen zu schützen ist langatmig. In alten Dosen kann man die 10 -20 cm Abschnitte bündeln, so da sie fest und ruhig dort waagerecht liegen können. Bienen mögen es, wenn ihr Nistplatz ruhig liegt, also freischwebende Objekte meiden.

Schneckenhäuser können in kleinen Haufen gesammelt werden und im Erdbereich an einer genutzten sonnigen Stelle platziert. Somit lässt sich eventuell die Schneckenhaus Biene beobachten. Alte Schindeln oder Ziegel mit kleinen Luftkammern mit 4 – 9 mm Lochgröße, können ähnlich einer Trockenmauer oder in kleinen Stapeln mit ins Insektenhotel.

Wer es einfacher möchte, kann auch auf fertige Niströhren oder Blöcke zugreifen. Die letzteren lassen sich im späten Herbst vorsichtig öffnen und die Bienenkokons können auf Parasiten kontrolliert werden und vorsichtig entnommen werden. Diese in einem Gefäß im Kühlschrank lagert bis zum Frühling. Im Obstfach ist es angenehmer Winter. Somit erhält man einen sehr direkten Einblick und ist weniger passiv, nachdem Aufstellen der Nisthilfe und sorgt für eine gesichtete Nachkommenschaft. Den Block kann man gut ausbürsten und im Frühling wieder aufstellen. Sobald der Frühling kommt, werden die Kokons auf den Gartentisch in die Sonne gestellt. Nun kann man den Bienen gemütlich beim Erwachen Gesellschaft leisten. Mit leisem knabbern erlebt man das Schlüpfen der neuen Wildbienen.

Häufig werden Nisthilfen angeboten, bei denen die Stirnseite von Holzscheiben mit Löchern versehen sind! Diese reißen jedoch schneller, lassen so Feuchtigkeit herein und verursachen Schäden an der Brut oder gar Parasiten/ Räuber den Zugang. Bitte Finger weg von diesen Kopfholz-Nisthilfen! Markstängel sind wunderbar in der Natur zu finden – Brombeeren, Holunder oder gar die Königskerze sind hier perfekt. Die Stängel in der Sonne einzeln oder im Bündel an den Gartenzaun möglichst senkrecht befestigen. Ganz einfach ist im eigenen Garten hohl- oder markstängelige Pflanzen erst im Frühjahr zurück oder abzuschneiden.

Erd- oder Sandbrüter sind mit einem Sandarium gut bedient. Eine sonnig und unbewachsene Sandfläche mit bis zu 60 cm Tiefe. Der Sand muss ungewaschen sein und stabil genug die Form zu halten. Also nicht rieseln. Eine gute Platzgröße ist 40x40 cm. Der Boden kann mit Steinen, Ziegelbruch oder anderen Naturmaterialien zur Drainage ausgelegt werden um den Sand drauf schütten, mit Steinen oder gar als Hochbeet umranden ist ein warmer Nistplatz entstanden. Das Sandarium sollte von Pflanzen frei bleiben! Mit alten Rosenrangen verhindert ihr das es zum Katzenklo mutiert.

Damit habt ihr eine Nisthilfe für die meisten Wildbienenarten geschaffen – die Bodenbrüter.

Viel Spaß beim Umsetzen, eure Eike Loewke, Multiplikatorin im Projekt Mut wächst – Klimabewusst erden

Eike Loewke, NaNa -natürlich nachhaltig (BNE)