Ist Vögelfüttern sinnvoll? Was ist dabei zu beachten? Welche Alternativen Unterstützungsmöglichkeiten gibt es? Im Rahmen der Mitarbeitertagung der Kinder- und Jugendarbeit in Mecklenburg und Pommern am 8. Januar 2025 leitete Ilona Karlinski, Multiplikatorin im Projekt Vielfalt wächst – Klimabewusst erden einen Workshop zum Thema "Futterstellen für Vögel".
Die Vogelfütterung ist im Winter nicht nur ein beliebtes Hobby, sondern kann auch einen wertvollen Beitrag zum Schutz unserer heimischen Vogelarten leisten. Schnee, Frost und das Fehlen von Insekten machen es vielen Vogelarten schwer, ausreichend Futter zu finden. Besonders kleine Vögel wie Meisen oder Finken haben einen hohen Energiebedarf und verlieren bis zu 10 % ihres Körpergewichts pro Tag, um ihre Körpertemperatur zu halten. Milder werdende Winter führen dazu, dass Zugvögel vermehrt hierbleiben, was den Wettbewerb um Nahrung erhöht. In Zeiten zunehmender Urbanisierung, intensiver Landwirtschaft und Klimawandel können Futterstellen eine ergänzende Maßnahme sein, um unsere gefiederten Freunde zu unterstützen. Denn seit rund 50 Jahren erleben wir einen drastischen Rückgang der Vogelpopulationen. Besonders alarmierend ist, dass die Zahl der Vögel in der Europäischen Union seit 1980 um 56 % abgenommen hat. Arten wie der Star, die Feldlerche oder die Goldammer, einst weit verbreitet, sind in vielen Regionen selten geworden. Besonders dramatisch ist der Rückgang der Turteltaube um 89 % (Quelle: NABU). Vogelfütterung kann dazu beitragen, bestimmte Populationen zu stabilisieren und den Vögeln in schwierigen Zeiten zu helfen.
Es gibt aber auch kritische Stimmen zur Vogelfütterung. Sie betonen, dass dadurch natürliche Selektion gestört wird und so schwächere Vögel länger überleben. Außerdem wird der Fokus auf falsche Vogelarten gesetzt, bei dem häufig ohnehin weit verbreitete Arten profitieren, während selten Arten kaum einen Nutzen daraus ziehen. Zusätzlich würden sich Krankheiten verbreiten, wenn unsachgemäße und schlecht gewartete Futterstellen Salmonellen und Trichomonaden begünstigen. Wer sich für die Vogelfütterung entscheidet, sollte daher einige Dinge beachten:
Richtiger Zeitpunkt: Die Hauptsaison ist von November bis Februar. Am besten beginnt man vor Frösten, bis dahin finden die Vögel oft auf natürlichem Wege Futter. Hat man einmal mit der Fütterung begonnen, sollte man konsequent die gesamte Saison hindurch füttern. Außerhalb des Winters ist Fütterung nur bei extremen Wetterbedingungen sinnvoll.
Standort: Futterstellen sollten geschützt vor Wind und Regen sowie sicher vor Raubtieren sein. Sie bevorzugen Plätze, an denen sie die Umgebung gut im Blick behalten können. Vermeide, dass viele Vögel gleichzeitig auf zu engem Raum fressen.
Hygiene: Regelmäßige Reinigung ist entscheidend, um Krankheiten zu vermeiden. Entferne verschmutztes oder nasses Futter und reinige die Station mit heißem Wasser.
Geeignetes Futter: Einheimische Vögel dürften niemals mit gewürzten und gesalzenen Speisen gefüttert werden. Auch Brot ist nicht zu empfehlen, da es im Magen der Vögel aufquillt. Biete ihnen artgerechtes Futter an.
In ihrer Ernährungsweise teilen sich die Vögel in zwei Gruppen auf: die Weichfutterfresser und die Körnerfresser. Zu den Körnerfresser zählen z.B. Fink, Sperling, Zeisig, Gimpel/Dompfaff, Ammern. Sie sind mit einem kräftigen Schnabel ausgestattet und mögen gerne Sonnenblumenkerne, ungesalzene Erdnüsse und Haferflocken. Weichfutterfresser bevorzugten Futterstellen nah am Boden. In diese Gruppe gehörten Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Zaunkönig, Amsel und Star. Sie fressen tierische Kost und nur sehr feine Sämereien. Ihnen ist mit grobem Körnerfutter nicht geholfen. Sie mögen Haferflocken, Mohn, Kleie, Rosinen und Obst.
Meisenknödel und Fettfutter sind ein Ersatz für tierische Kost. Wichtig ist, dass sie ohne Netz angeboten werden, um Verletzungen zu vermeiden.
Eine nachhaltige und langfristige Lösung ist das Anlegen natürlicher Futterquellen. Heimische Hecken, Sträucher und Wildpflanzen bieten Samen, Beeren und Insekten, die Vögel auf natürliche Weise ernähren. Besonders geeignete Pflanzen sind:
- Vogelnährgehölze: Holunder, Vogelbeere, Wildrosen, Schlehen
- Samenlieferanten: Haselnuss, Hagebutte, Kornelkirsche
- Insektenfördernde Pflanzen: Weiden, Wildkirschen
- Wildpflanzen: Karde, Disteln, Wilde Möhre, Nachtkerze
Zusätzliche Elemente wie Wasserschalen und Sitzplätze in Form von kleinen Stangen oder Zweigen zum Sitzen, ergänzen die Fütterung
Vogelfutterstellen können leicht selbst hergestellt werden. Eine selbstgebaute Futterstelle ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern kann gezielt an die Bedürfnisse bestimmter Arten angepasst werden. Außerdem sind sie günstiger und der Abfall wird reduziert.
Eine schöne Alternative ist ein Meisenknödelhalter aus Weide. Dazu werden ca. acht frische Weidenruten benötigt, eine Schere und eine Schnur. Die Zweige werden zu einem Bünde genommen und das untere und obere Ende wird mit einem Band verknotet. Nun können die Zweige auseinandergespreizt werden, um den Maisenknödel zu platzieren.
Die Vogelfütterung ist eine sinnvolle und wertvolle Maßnahme, wenn sie gezielt, artgerecht und hygienisch erfolgt. Sie ersetzt jedoch nicht den Schutz natürlicher Lebensräume, sondern sollte als ergänzende Unterstützung betrachtet werden. Das Beobachten der Vögel ist eine einzigartige Möglichkeit, die Natur besser zu verstehen. Kinder können spielerisch die verschiedenen Arten kennenlernen, was zu einer gesteigerten Wertschätzung und zum aktiven Naturschutz führen kann. Wertschätzung und zum aktiven Naturschutz führen kann.
Unser Ziel ist eine ökologische, nachhaltige Umgebung schaffen, um Lebensräume zu erhalten. Dazu können Gärten und Balkone grüner und naturnaher gestaltet werden, die langfristig wirken.
Text: Ilona Karlinski, Multiplikatorin im Projekt Vielfalt wächst – Klimabewusst erden