21. September 2025

Aktionstisch Vielfalt wächst

Kreative Ideen zum Anfassen und Mitmachen

An einem Aktionstisch zum Thema Vielfalt werden kleine und große Menschen selbst aktiv und werden mit spannenden Informationen, Aktionen und Lernerfahrungen für die Artenvielfalt begeistert. Sich kreativ mit Artenvielfalt zu beschäftigen, stärkt die Mensch-Natur-Beziehung und fördert das Engagement, sich für den Schutz der Artenvielfalt einzusetzen.

Gemeinsam entwickelten Eike Loewke, Multiplikatorin im Projekt "Vielfalt wächst - Klimabewusstsein erden , und Auguste Sander, Projektkoordinatorin, ein Konzept um auf Veranstaltungen wie dem Jugendcamp "Fette Weide" in Mecklenburg oder dem "Tag der erneuerbaren Energien" in Stralsund über das Projekt "Vielfalt wächst - Klimabewusstsein erden" zu informieren. Gleichzeitig wurde so das Projekt mit Personen und anderen Einrichtungen vernetzt und Menschen wurden positive Erfahrungen im Kontext der Umweltbildung ermöglicht.

Hier erhalten Sie Informationen, wie sie einen Aktionstisch zum Mitmachen für alle Generationen gestalten können. Der Aktionstisch eignet sich bei Veranstaltungen wie dem Gemeinde- oder Stadtfest als niedrigschwelliges Angebot der Umweltbildung, oder auch bei Freizeiten und Camps als offenes Workshopformat.

 

Konzept des Aktionstisches Vielfalt

 

Der Info-Bereich des Mitmachtisches besteht aus Informationsmaterial zum Thema Artenvielfalt. Je nach Jahreszeit kann hier der Fokus auf Boden, Wildpflanzen, Wildtieren, Insekten, Obst, Blüten, Samen, heimische Stauden etc. gesetzt werden.

Durch aktive Angebote mit allen Sinnen wird auch die Wissensecke interessant beispielsweise mit:

  • Samenquiz - Auf einem großen Papier mit durchsichtigem Klebeband Samen aufkleben. Mit Bildkarten oder Namenskarten zum zuordnen.
  • Fühlkisten - Geschlossene Kisten mit Loch in der beispielsweise unterschiedliche Erden oder Naturmaterialien gefühlt werden
  • Bestimmmungskarten - Beispielsweise für essbare Wildpflanzen zum Suchen auf dem Gelände

 

Der Kreativ-Bereich des Mitmachtisches lädt ein, Artenvielfalt auf unterschiedliche Weise zu erleben. Aus folgenden Ideen können 2-3 Angebote für den Aktionstisch ausgewählt werden.

 

Blütendruck

Du brauchst:

  • Blätter und Blüten, gern auch Teile von Pflanzen in der Größe der zu bedruckenden Stelle
  • einen Hammer oder Stein (an Zielgruppe anpassen)
  • dunklen Karton/Graupappe 4 – 5 mm Dicke
  • weißen/heller Karton

Tipp: In einer Rahmenwerkstatt erfragen, ob Reste von der Passepartoutherstellung zu vergeben sind. Dieser helle, stabile Karton eignet sich besonders und wirkt auch gleich sehr edel.

So gelingt Dir der Blütendruck:

  1. Bitte arbeite an einem Tisch, auf dem Boden oder einer geraden Unterlage. Zuerst legst Du den hellen Karton auf Deine Arbeitsfläche. Auf diesem platzierst Du die Blätter/Blüten/Pflanzenteile Deiner Wahl. Wenn Du damit fertig bist, legst Du den dunklen Karton oben drauf. Das Ganze ist jetzt wie ein Sandwich.
  2. Danach klopfst Du mit dem Hammer über die gesamte Fläche des Kartons. Gib Acht auf Deine Finger! Hierdurch verbleiben das Grün der Blätter (Chlorophylle) und die Farben der Blüten als Druck auf dem hellen Karton.
  3. Je nachdem, wie dicht Du die Blüten und Blätter gelegt hast, entstehen Deine Bilder. Ein Einzelporträt eines Blattes oder mit Überlappung? Probiere aus, wie es Dir gefällt.
  4. Bitte lass den Blütendruck trocknen. Dabei kannst Du beobachten, wie sich die Farben zum Teil noch verändern können.

 

Blüten-Saatgut-Mandalas

Du brauchst:

  • Blüten und/oder Saatgut in vielfältiger Form und Farbe zur Verfügung stellen (ggf. gemeinsam vorab sammeln)
  • Mehlkleister (Anleitung siehe unten)
  • Karton

Das machst Du mit dem Material:

Du streichst den Mehlkleister auf die Kartonfläche. Jetzt ist  Deine Phantasie gefragt.  Du legst die Blüten und/oder das Saatgut zu einem Mandala. Fang am Besten von der Mitte her an und erweitere Dein Mandala nach außen bis der Kreis immer größer wird. Schau, ob die Blüten und die Samen genug Kleister als Untergrund haben. Tropfe ggf. vorsichtig etwas Kleister oben drüber. Wenn es getrocknet ist, kannst Du es als Wandbild aufhängen oder hinstellen.

Tipp: Wenn Du den Karton in Postkartengröße oder als Klappkarte vorbereitest, kannst Du es nach dem Trocknen auch in einem Umschlag verschicken.

Abwandlung: Mandala lassen sich mit vielfältigen Material legen und in verschieden Größen sowie an unterschiedlichen Orten drinnen und in der Natur.

 

Erntekrone

Du brauchst:

  • Pflanzenmaterial nach Wahl: Blumen und Gräser mit langem Stiel, Blätter von Bäumen, Farne, Schilf, …
  • Papierklebeband
  • Dickwandig, einseitige Rollwellenpappe, die außen glatt ist und dazwischen ist min. eine Lage von Pappe in Wellenform. An der Schnittkante der Pappe kannst Du also durchgucken. Diese Löcher nutzen wir, um sie später zu bestücken. 

Vorbereitung: Halte die Pappe mit den Wellenlöchern nach oben und schneide dazu parallel entlang 10 - 15 cm breite Streifen. Die Länge der Streifen richtet sich nach dem Kopfumfang der Menschen, die mitmachen. Ich empfehle die Streifen in ca. 80 cm Länge vorzubereiten.

Durchführung: Den Wellpappstreifen individuell an den Kopf der Teilnehmenden anpassen und dann mit dem Papierklebeband die Enden verbinden, sodass eine passende Krone entsteht. Die Teilnehmenden können entscheiden, wie sie ihre Krone mit welchen Pflanzen bestücken.

Tipp: Dieses Angebot kann an die jeweilige Jahreszeit thematisch angepasste werden.

 

Blütentatoo

Was bereitest Du vor:

  • Achtung! Du klärst, ob die Nutzer weder gegen Mehl noch gegen die gesammelten Blüten Unverträglichkeiten haben.
  • Du klärst, was im Notfall zu tun ist, wenn sich durch die Anwendung doch eine allergische Reaktion zeigt.
  • Blüten, Blütenblätter, Blätter u.ä.sammeln
  • Den Mehlkleber aus der Anleitung weiter unten mit Wasser etwas dünnflüssiger anrühren.

Wie kann das Blütentattoo klappen?

Du streichst die Stelle Deiner Haut, an der Du das Tattoo gestaltet möchtest, mit dem dünnflüssigen Mehlkleber ein, legst die leichten Pflanzenteile und Blütenblätter  auf diese Stelle in Deiner gewünschten Kombination. Alles trocknen lassen und dann genießen, dass die Natur Dich schmückt.

Die Körperstellen, die Du normalerweise auch für gekaufte Tattoos nutzt, eignen sich am besten. Es ist zwar vergänglich wie die Abziehtattoos auch, verbraucht jedoch weniger Ressourcen und ist Natur pur. Ein echter Genuss für den Augenblick im Hier und Jetzt.

 

 

Erdfarben

Du brauchst:

  • Verschiede gesammelte Erde, getrocknet 
  •  handelsüblichen Mörserpulverisiert = feine Pigmente
  • Wasser und Mehlkleber (Rezept unten)

Vorbereitung: Die unterschiedlichen Erden werden mit dem Mörser zu feinen Pigmenten pulverisiert und mit dem Mehlkleber und ev. mehr Wasser zu einer streichbaren Masse vermengt.

Durchführung: Die gewonnnene Erdfarbe kann auf allen Malgründen verwendet werden.

Tipp:schwarz aus Holzkohle gewinnen; als Pigment können auch Holzstaube aus der Schreinerei genutzt werden

 

Saatstecker

Du brauchst:

  • Dünne Zweige z.B. vom Baumschnitt, so dick wie Dein kleiner Finger und ca. 20 cm lang
  • Mehlkleber (Rezept siehe unten)
  • Samen

Tipp: Von manchen Pflanzen (z. B. Holunder) können frische Zweige Wurzeln austreiben. Zu trocken dürfen die Zweige jedoch auch nicht sein, da sie sonst bei der Anwendung brechen. Probier Dich aus!

Durchführung: Den Zweig mit einem Ende in den Mehlkleber tauchen. Dann dieses Ende in dem Saatgut  wälzen, sodass der Zweig wie ein Stockbrot ummantelt ist. Jetzt darf er trocknen.

Anwendung: Den fertigen Saatstecker kannst Du ähnlich wie bei den Saatbällen überall in die Erde stecken, damit die Samen dort zu Pflanzen gedeihen können.

Da die Herstellung des Saatsteckers so simpel ist, eignet sich dieses Angebot für alle Altersstufen. Zusatztipp für Große: In das andere Ende des Saatsteckers einen kleinen Schnitt schnitzen und einen Gruß anbringen; wie: „Lass es wachsen“ oder „Hier wachsen …“ mit der Liste des verwendeten Saatguts.

 

Namensbeschriftung für Pflanzen = Pflanzenstecker

Du brauchst:

  • Zweig nicht stärker als 2 cm Durchmesser am besten Hartholz wie z. Bsp. Haselnuss
  • Messer
  • Wasserfester Stift

DurchführungAm Ende des Zweiges wird schräg geschnitten, dass die hierdurch entstandene glatte Fläche für die Beschriftung genutzt werden kann.   

Anwendung: Der Pflanzenstecker ist zum Beispiel geeignet, um Saatreihen im Garten zu markieren. 

 

Saatbälle

Du brauchst:

  • Ton als Pulver ist am leichtesten zu verarbeiten. Es eignen sich jedoch auch eingeschlemmter Ton oder Lehm.
  • Humus
  • Wasser

Tipp: In einer Keramikwerkstatt kannst Du nach Restton oder verschmutzten Tonresten fragen. Meist geben diese das Material kostenfrei ab.

DurchführungJeweils 1 Teil Tonpulver, 1 Teil Humus vermischen. Jetzt so nach und nach Wasser dazugeben und verrühren bis sich die Masse wie Mürbeteig/Knete anfühlt. Er soll knetbar sein und nicht zu krümelig. In diesen Erdteig einen Teil der Samen reinkneten und kleine Bälle mit 3-4 cm Durchmesser formen. Das ist ungefähr die Größe eines Tischtennisballs. Diese Saatbälle trocknen lassen.

Achtung! Größere Bälle trocken nicht so gut durch und es besteht die Gefahr, dass das Saatgut bereits keimt und verdirbt.

Anwendung: Die trockenen Saatbälle an Orte verteilen, an denen die Samen wachsen dürfen. Gern kannst Du immer mal wieder dorthin spazieren und beobachten, wie sich der Saatball verändert und aus den Samen neues Leben entsteht.

 

Saatpapier

Du brauchst:

  • Samen nach eigener Auswahl
  • Eierkarton, ungebleichtes Papier, Karton von Paketen, Papierschnipsel aus dem Aktenvernichter (auf jeden Fall ohne Hochglanzpapier) Tipp: Mit dem Zusatz von Zellulose (vom Baumarkt) wird die Masse klebriger. Es klappt jedoch auch ohne.
  • Wasser
  • Zwei Geschirrtücher
  • Dickes Handtuch
  • Pürierstab
  • Schüssel/Eimer
  • Kelle oder großen Löffel
  • Einen Arbeitsplatz der nass werden darf oder den Du vor Wasser schützen kannst.

 

Durchführung: Zu Beginn stellst Du eine sogenannte Pulpe her, indem Du das Papier/den Karton in kleine Schnipsel reißt und diese in Wasser über Nacht einweichst.  Wenn Du nicht die ganze Nacht abwarten, sondern gleich starten möchtest, kannst Du den Vorgang beschleunigen, indem Du warmes Wasser verwendest (Einwirkzeit 2-3 Stunden) oder es sogar aufkochst. Diese Papierpampe nennt sich Pulpe. Mit einem Pürierstab zerkleinerst Du die Masse weiter. 

Nach dem Einweichen/Aufkochen gießt Du das Wasser ab, welches sich oberhalb der Pulpe gesammelt hat. Du kannst die Pulpe auch in Deine Schüssel/Deinen Eimer drücken und das überschüssige Wasser abgießen.

Das dicke Handtuch legst Du zuerst auf Deine Arbeitsfläche. Es dient dazu, weiteres Wasser aufzusaugen. Darauf legst Du ein Geschirrtuch. Nun schöpfst Du mit der Kelle/dem Löffel von der Pulpe die gewünschte Portion auf das Geschirrtuch, streichst sie platt in Form. Ein weiteres dünnes Handtuch legst Du oben drauf. Dann rollst Du alles ein wie eine Biskuitrolle, um noch mehr Wasser aus der Pulpe zu walken/drücken. Dabei kannst Du alle Lagen gleichzeitig rollen, sodass das das dicke Handtuch zum Schluss wie eine Schicht alles umschließt. Rolle alles ruhig ein paar Mal hin und her und drücke dabei kräftig.

Nachdem Du die Rolle wieder aufrollst, ziehst Du das Geschirrtuch vorsichtig von Deiner Pulpe, welches Du zuletzt oben draufgelegt hattest.

Jetzt streust Du das Saatgut Deiner Wahl auf die Pulpe, bedeckst die Samen mit wenig Pulpe, legst wieder das Geschirrtuch oben drauf und rollst nochmal alles zu der Biskuitrolle. Dadurch werden die Schichten miteinander verbunden. Nach dem Entrollen ziehst Du das oberste Geschirrtuch vorsichtig ab.  Die entstandene flache Papierschicht ziehst Du vom Geschirrtuch ab und legst sie in die Sonne zum Trocken.

Tipp: Mit Pigmenten z. B. Lebensmittelfarbe oder aus der Erdfarbe kann die Pulpe eingefärbt werden.

 

Mehlkleber

Du brauchst:

  • Mehl und Wasser
  • Gefäß und etwas zum umrühren

Tipp: Umso höher der Glutengehalt des Mehls ist, umso stärker ist die Klebkraft des Mehlklebers.

Du vermengst das Mehl solange mit Wasser bis ein dickflüssiger Brei entsteht. Kennst Du Tapetenkleister oder Grießbrei? Ungefähr so. Fertig ist der Mehlkleister. Viel Spaß damit. Er hält sich ein paar Tage, im Kühlschrank ca. eine Woche.

 

Viel Spaß beim Ausprobieren und Umsetzen! Eike Loewke, Multiplikatorin im Projekt Mut wächst – Klimabewusst erden; NaNa -natürlich nachhaltig (BNE)

Die Durchführung der Aktionstische wurde im Rahmen des Projektes "Vielfalt wächst - Klimabewusstsein erden" gefördert von der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland, BINGO! der Umweltlotterie und der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung.