Aber schon gleich zum Anfang haben mich die Wechselwirkungen der Natur rund um den Humus fasziniert. Humus als Speicher von Kohlenstoff, aber auch als Nährstoff für das pflanzliche Leben.
Als ich von einer Methode hörte, meine Küchenabfälle mit Hilfe von Kompostwürmern direkt in Humus, in Wurmkompost umwandeln zu lassen, erwachte schnell der Wunsch das auch selber auszuprobieren. Man kann ja leider nicht alles selbst machen, aber eine Wurmkiste ist doch wohl möglich.
Und wie das manchmal so ist, wenn man mit einer Idee „schwanger“ geht, ist das Thema plötzlich in aller Munde. So kam es, das ich eine Kiste als Leihgabe (von dem Frauenwerk der Nordkirche) bekommen konnte. Ich bedanke mich dafür noch einmal sehr herzlich!
Eine Wurmkiste bietet eine effiziente Möglichkeit, Küchenabfälle wie Gemüseschalen, Kaffeefilter und Obstreste in wertvollen Dünger umzuwandeln. Die Würmer zersetzen das Material und produzieren dabei nährstoffreichen Wurmhumus.
Bei der Anschaffung „meiner“ Würmer wollte ich sicher gehen und bestellte mir lieber einen ganzen Sack im Internet, anstatt in unserem heimischen Komposthaufen auf die Suche zu gehen. Glücklicherweise waren im September die hohen Sommertemperaturen schon vorbei. Der Postweg ist sehr anstrengend für die ca. eintausend Kompostwürmer in verschiedenen Lebensstadien.
In der Anleitung wurde mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die Würmer 2 Tage durchgängig im Licht einer Lampe stehen sollten, damit sie sich in die Tiefen der Kisten vergraben und die Kiste als Zuhause akzeptieren. Ansonsten könne man davon ausgehen, dass es eine massenhafte Wurmflucht geben würde. Also wurde die Kiste für 2 Tage in der Garage untergestellt und mit einer Lampe beleuchtet. Das schien geklappt zu haben. Am dritten Tag waren noch jede Menge Würmer da.
Eine gut geführte Wurmkiste soll geruchlos sein. Unangenehme Gerüche können allerdings offenbar auftreten, wenn überfüttert wurde, die Bedingungen zu feucht sind oder einfach eine falsche Wurmart verwendet wird. Beim Thema Feuchtigkeit gib es aber eine schnelle Hilfe! Zeitungspapier & Karton sollen sowieso 20% der Futtermenge ausmachen, da die Würmer die enthaltenen Fasern brauchen. Die Feuchtigkeit in der Wurmkiste kann also gut über die Zugabe von Karton reguliert werden.
Grundsätzlich soll Karton eingeweicht gegeben werden. Bei einer zu hohen Feuchtigkeit wird einfach trockener Karton als Schnipsel unter die nächste Fütterung gegeben. In einem Video habe ich gesehen, wie zum Testen eine Handvoll „Erde“ (Ohne Würmer!) in der Hand ausgepresst wurde. Rinnt dabei Feuchtigkeit zwischen den Fingern durch, ist es zu feucht.
Die Pflege der Wurmkiste erfordert wenig Aufwand. Regelmäßiges Hinzufügen von Abfällen, das Überprüfen der Feuchtigkeit und das gelegentliche Umsetzen des Materials genügen, um die Würmer glücklich und die Verrottung effektiv zu halten.
Wurmhumus, den die Würmer in der Kiste produzieren, gilt als ausgezeichneter Dünger für Zimmer- oder Gartenpflanzen. Die Pflanzen sollen prächtig gedeihen und widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten sein. Soweit bin ich mit meiner Kiste noch nicht, aber ich freue mich schon auf die erste „Ernte“. Bis dahin vergehen noch einige Monate. Fast ein halbes Jahr brauchen die Würmer um eine größere Menge Humus zu produzieren. Über den Winter verlängert sich der Zeitraum noch einmal.
Wenn die Temperaturen sinken, verlangsamen sich die Prozesse und bei Frost können die Würmer, aufgrund der kleinen Ausmaße der Kiste, auch erfrieren. Ihnen fehlt der Rückzugsort in den großen warmen Komposthaufen. Bei extremen Temperaturen (warm und kalt!) muss daher die Wurmkiste geschützt werden. Grundsätzlich fühlen sich die Würmer bei Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad Celsius am wohlsten.
Tatsächlich hatte ich mir im Sommer noch nicht viele Gedanken über den Winter gemacht. Als es kälter wurde und eine Entscheidung getroffen werden musste, um die Würmer nicht dem Gefriertod auszuliefern, kamen sie kurzerhand ins Haus. Mit den Familienmitgliedern habe ich besprochen, dass, bis das Gegenteil nachgewiesen wurde, die Unschuldsvermutung gilt. Solange es also nicht zu riechen beginnt, dürfen die Würmer in unserem Bad überwintern. Das hat den klaren Vorteil, dass sie fleißig in ihrer Wohlfühltemperatur „weiterarbeiten“.
Ich freue mich schon auf den Tag, wenn ich den ersten von zwei Erweiterungsböden aus der Garage holen kann, um die Wurmkiste um ein Stockwerk zu vergrößern. Unsere Wurmkiste besteht nämlich, wenn sie fertig aufgebaut ist, aus mehreren Etagen, Erst wenn wir alle drei Etagen in Benutzung haben, können wir wunderbaren Humus aus der untersten Etage „ernten“. Daraus entsteht dann ein rotierendes Prinzip. In der obersten wird gefüttert, in der mittleren wohnen die Würmer und unten ist der Humus. Wenn die Oberste so voll ist, dass es langsam eng wird, wird die unterste Etage entleert und wieder oben aufgesetzt.
Wer jetzt denkt, dass es eine lange Zeit bis zur ersten „Ernte“ sei, dem sei gesagt, es gibt ja auch den Wurmtee, einen Flüssigdünger, welcher sich am Boden der Wurmkiste sammelt und über einen Hahn abgezapft werden kann. Diesen konnte ich jetzt schon verwenden.